Umbrien ist anders … und gewiss nichts für Ballermänner von Stephan de Groote

Umbrische Landschaft

Italien hat ein Herz und dieses Herz ist grün: Umbrien, il cuore verde d´Italia. Dabei ist Umbrien als Reiseziel und Sehnsuchtsort weit weniger bekannt wie die nördlich angrenzende Toskana, vielleicht auch, weil es als einzige Region der italienischen Halbinsel keinen Zugang zum Meer hat. Überfüllte Badestrände und quirlige Strandpromenaden gehören nicht zum Bild Umbriens, kaum irgendwo ist Tourismus spürbar. Internationales Flair strahlen in Umbrien allenfalls die mondäne Hauptstadt Perugia mit ihrer Ausländeruniversität aus, die nicht erst durch Amanda Knox weltberühmt wurde, und gewiss auch Assisi mit seinen Pilgerscharen aus aller katholischen Welt. Im Grunde ist Umbrien bis heute fast ein Geheimtipp geblieben.

Lago Trasimeno

Umbrien ruht in sich selbst. Weit entfernt von der oft hektischen Modernität des italienischen Nordens und der mafiös verstrickten Rückständigkeit des Südens hat sich die Region eine wohlausgewogene Beschaulichkeit bewahrt. Sie zeichnet eine ganz eigentümliche landschaftliche Schönheit aus. Hänge mit dunkel-verwunschenen Steineichenwäldern, Olivenhaine, schlanke, schattige Zypressen und weitausgedehnte Weinberge prägen das Bild eines sanft harmonischen Hügellandes, das silbrig in der Sonne flimmert. Auf Bergkuppen liegen blumengeschmückte mittelalterliche Städtchen mit viel Kunst und Kultur in ihren Mauern. Drinnen tun sich dunkle, labyrinthische Gassen auf und wer schwitzend die vielen Stufen meistert, wird immer wieder mit prächtigen Ausblicken auf das sonnendurchflutete umbrische Landschaftspanorama belohnt. Hermann Hesse schrieb einmal über das umbrische Bergstädtchen Montefalco: „Durch das alte Tor führt eine steile Gasse eng und finster bergauf, und was man sieht und woran man vorübergeht, alles ist alt, mittelalterlich, steinern, kühn und hart.“ Eine Beschreibung, die auf unzählige umbrische Orte hoch oben auf dem Berg (und dort liegen die meisten) zutrifft. Dabei wirken sie aber keineswegs abweisend, wie jeder bezeugen kann, der einmal auf der Piazza bei einem Cappuccino oder Grecchetto dem munteren Treiben zugeschaut hat.

Sonnenuntergang

Wer Umbrien für eine Fortsetzung oder ein Anhängsel der Toskana hält, liegt völlig daneben. Kenner beider Regionen werden bestätigen: Umbrien ist erdiger, dunkler, urtümlicher und vielleicht auch irgendwie „mystischer“. Ideal für einen Urlaub in Umbrien ist daher auch der Agriturismo. Diesen Begriff mit Ökotourismus oder Urlaub auf dem Land zu übersetzen, würde vielleicht ganz falsche Assoziationen wecken. Am besten, wir stellen Ihnen einfach einmal eine typische azienda agrituristica vor, damit Sie sich ein Bild machen können: Il Mulino bei Montone, das Anwesen des charmanten und gastfreundlichen „Il Padrone“ Don Camillo und seiner Gattin Antonella, auf die diese Attribute nicht minder zutreffen.