Saluzzo – das Siena von Piemont

Der Name Saluzzo leitet sich von dem italienischen saluti e luce ab, was so viel wie Grüße und Licht bedeutet. Die Stadt heißt so wegen ihres milden Klimas, ihres weichen Lichts und ihrer pittoresken Lage am Fuße der fast 4.000 m hohen schneebedeckten Bergpyramide des Monviso, an dessen Nordflanke auch der Po entspringt, Italiens längster Fluss. Saluzzo verzaubert seine Besucher aber nicht nur durch seine traumhafte Lage, sondern auch durch seinen fast geschlossenen mittelalterlichen Stadtkern, der Saluzzo den Beinamen „Siena von Piemont“ einbrachte. Tatsächlich fühlt man sich dort beim Schlendern durch die engen Gassen und Treppen mit ihren dunklen Torbögen, geduckten Säulengängen und gotischen Palazzi in die Hochzeiten des Mittelalters zurückversetzt. Aber auch die Renaissance hinterließ eindrucksvolle Spuren in Saluzzo. Die Casa Cavazza mit ihrer beeindruckenden Sammlung von Möbeln und Kunstschätzen aus dem 15. Und 16. Jahrhundert und ihrer prachtvollen Innenausstattung gilt vielen als der schönste Renaissancepalast ganz Piemonts. Eines ist in Saluzzo aber ganz anders als in Siena. Sie brauchen nicht zu befürchten, sich das Städtchen mit Heerscharen von Touristen aus aller Welt teilen zu müssen, denn Saluzzo ist bis heute weitgehend ein Geheimtipp geblieben und anders als die weltberühmten Städte etwa der Toskana kaum Bestandteil einer „klassischen“ Bildungstour durch Italien. Genießen Sie also die – relative – Ruhe und Abgeschiedenheit von Saluzzo bei einem Espresso oder einem edlen Barolo, vielleicht auf dem malerischen Markt in der kleinen mittelalterlichen Taverne Di Posti Scuri (in etwa: die dunklen Bögen), deren Ursprünge bis in das 15. Jahrhundert zurückreichen. Saluzzo ist nichts für Eilige, man sollte sich Zeit nehmen, um das einzigartige Stadt- und Landschaftsbild auf sich wirken zu lassen. Bekannt ist Saluzzo aber auch für seine Kunstschreiner- und Intarsienwerkstätten. Liebhaber gediegener Antiquitäten und von Stilmöbeln nach piemontesischen Vorbildern des 17. und 18. Jahrhunderts werden dort sicherlich auf ihre Kosten kommen. Wobei Kosten hier eine doppelte Bedeutung hat, denn einen nicht gerade schmalen Geldbeutel sollten Sie schon mit sich führen! Besonders zu empfehlen ist ein Besuch von Saluzzo an einem Markttag und gourmetreisen-weiß bedenkt dies natürlich bei seiner Tourenplanung. Lernen Sie auch den köstlichen Castelmagno-Käse kennen, der in der Umgebung von Saluzzo reift. Das Städtchen Manta, sechs Kilometer von Saluzzo entfernt, wird überragt von seinem mächtigen Castello, in dessen Mauern ein kunsthistorisches Kleinod zu bestaunen ist: einen um das Jahr 1440 herum erschaffenen Freskenzyklus, der tiefe Einblicke in das höfische Leben und die höfischen Ideale der damaligen Zeit gewährt und zu den bedeutendsten Werken der Spätgotik in Italien zählt. Die Szenen sind größtenteils einem spätmittelalterlichen Ritterepos entnommen, die Darstellungen sind sinnenfroh und teilweise auch drastisch. Ein Fresko zeigt tattrige Greise, die sich mit letzter Kraft in einen Jungbrunnen stürzen, um ihm als strahlend schöne Jünglinge wieder zu entsteigen, mit keinem anderen Gedanken im Kopf, als mit lüsternem Grinsen sofort wieder dem holden weiblichen Geschlecht nachzusteigen. Eine Allegorie auf Berlusconi, wird sich der eine oder andere Besucher des Castello di Manta vielleicht denken.

Von Saluzzo aus sind es aber auch nur zehn Kilometer bis zu der Zisterzienserabtei Abbazia di Stafarda, einer der besterhaltenen und stimmungsvollsten Klosteranlagen ganz Norditaliens. In idyllischer Einsamkeit gelegen ist die Abtei eine stille kleine Welt für sich, ein Ort der Ruhe und Einkehr. Das Valle Stura (das Tal der Stura) unweit von Saluzzo wird in seiner gesamten Länge von einem Sturzbach durchzogen und ist ein Anziehungspunkt für Rafting-Fans, Kajakfahrer, Paddler und Extremsportler. Seien sie aber unbesorgt, es kann auch gut mit dem Auto befahren werden. Die auf über 2.000 m Höhe gelegene, in ihrem Inneren mit Hunderten von Votivtafeln geschmückte Wallfahrtskirche Sant‘ Anna di Vinadio ist Ziel für Pilger von nah und fern.