Perugia – die kosmopolitische Schöne in uraltem Gewand

Perugia

Perugia, die Hauptstadt Umbriens, ist mit etwa 150.000 Einwohnern auch seine einzige Großstadt und strahlt internationales Flair aus. Dabei ist Perugia uralt. Schon im Bund der zwölf wichtigsten etruskischen Städte nahm Perugia eine Führungsrolle ein. Einige Ausgrabungsstätten in und um Perugia legen noch heute Zeugnis ab von jenen fernen Zeiten: der Pozzo Etrusco etwa, der etruskische Stadtbrunnen, in dessen 35 Meter tiefen, modrigen Schacht der Besucher hinabsteigen kann oder das Ipogeo dei Volumni in einem Vorort von Perugia, die am besten erhaltene etruskische Nekropole (Totenstadt) in Umbrien. Nach bewegten, geschichtsträchtigen Jahrhunderten begründete 1540 der Kirchenstaat seine mehr als 300jährige Herrschaft über Perugia und errichtete über einem kurzerhand völlig mit Schutt aufgefülltem Stadtteil eine mächtige Zwingburg, die Rocca Paolina. 1860, mit dem Ende der Papstherrschaft, wurde sie von Bürgern Perugias niedergerissen und nach und nach der darunterliegende, aber bis heute unterirdisch gebliebene Stadtteil wieder ausgegraben. Seitdem kann sich Perugia mit einer weltweit wohl einmaligen Rarität schmücken: verwinkelte etruskische, römische und mittelalterliche Gewölbefluchten, konserviert unter der einstigen Papstfestung, heute durchzogen von Rolltreppen, aber auch mit modernen Skulpturen, die eigenwillige Kontraste und eine magische Atmosphäre schaffen.

Perugia

Über diesem „unterirdischen“ Perugia schmiegen sich auf zwei Hügeln die Häuser des baulich unversehrten historischen Zentrums aneinander, umgeben von der mittelalterlichen Stadtmauer. Besucher, die Perugia zu Fuß erkunden wollen, sollten nicht so schnell aus der Puste kommen. Steile Treppen führen durch tiefe Straßenschluchten und düstere Gassen mit Mauern aus rotbraunem Naturstein, mal geht es treppauf, mal treppab, aber eher selten geradeaus. Stets gibt es etwas Neues zu entdecken und immer wieder belohnen grandiose Ausblicke auf das Tibertal von den Zinnen der Stadtmauer aus den Besucher, der sich Zeit für Perugia nimmt. Ganz obenauf liegt die majestätische, sonnendurchflutete Piazza IV Novembre mit einem der wohl schönsten Stadtbrunnen Italiens, der Fontana Maggiore. Von ihr zweigt die Haupt-Flaniermeile von Perugia ab, der Corso Vanucci mit seinen Straßencafés und noblen Boutiquen. Auf ihr trifft sich zur allabendlichen passeggiata jeder, der sehen und gesehen werden will. Zu dem ganz eigenen Flair von Perugia trägt sicherlich auch entscheidend bei, dass der Autoverkehr weitestgehend aus der Innenstadt verbannt ist. Wer vielleicht nicht so gut zu Fuß ist, braucht deswegen aber nicht zu erschrecken. Von Großparkplätzen aus führt ein System von Schienenseilzugbahnen und Rolltreppen den Besucher durch das dunkle unterirdische Perugia direkt in die Fußgängerzone.

Weltbekannt ist Perugia auch als Universitäts- und Kulturstadt. Seine Ausländeruniversität ist für junge Leute, die nicht nur die italienische Sprache erlernen, sondern auch tief in das italienische Alltagsleben eintauchen wollen, die allererste Adresse. Während der Semester sind daher auch etwa ein Viertel der Bewohner Perugias Studenten. Nicht zuletzt dadurch wirkt Perugia weit quirliger und lebendiger, aber auch kosmopolitischer und internationaler als andere italienische Städte vergleichbarer Größe. Die nicht gerade wenigen Touristen fallen demgegenüber in Perugia kaum auf.

Alljährlich Mitte Juli verwandeln sich die Plätze und Parks von Perugia für zehn Tage während des Umbria Jazz Festivals in Konzertbühnen und zum Anziehungspunkt von Jazzfans und –musikern aus aller Welt. Alle weiteren Sehenswürdigkeiten von Perugia aufzuzählen, seine sakralen und weltlichen Bauten, seine stillen Plätz und lauschigen Parks, seine historischen Stätten und kulturellen Events, würde den Rahmen dieses Kurzporträts sprengen.