Alba und Asti – Zickenkrieg in Süd-Piemont
Lieben Sie Trüffel? Und edle Weine? Dann dürfte es für Sie keine lohnenderen Reiseziele geben als Alba und Asti. Die beiden Städtchen liegen im Herzen der Langhe und des Monferrato, anmutigen Hügellandschaften im Südosten des Piemonts vor der imposanten Kulisse der Seealpen. Ortsnamen wie Barbera, Barolo oder Barbaresco lassen dort das Herz jedes Weinliebhabers höher schlagen und die weltberühmten weißen Trüffel der Region haben schon manchen Gourmet um den Verstand gebracht oder doch jedenfalls um sein Vermögen, denn eine einzige Knolle des kostbaren Gewächses kann bis zu sage und schreibe 7.000 Euro einbringen. Trotzdem ist ein Besuch von Alba und Asti ohne wenigstens eine Trüffel-Verköstigung schlichtweg undenkbar. Auch ansonsten ist die Gegend ein absolutes Schlemmer-Paradies, selbst für italienische Verhältnisse, und das will wirklich etwas heißen! Alba und Asti haben aber noch sehr viel mehr zu bieten als kulinarische Köstlichkeiten, nämlich fast komplett erhaltene mittelalterliche Stadtbilder. Eine Eigenart beider Städte sind die sogenannten Geschlechtertürme, wehrhafte trutzige Türme, mit denen sich die Adelsgeschlechter der Renaissance gegenseitig zu übertrumpfen und vor gedungenen Meuchelmördern zu schützen versuchten. Die Frage, wer das „San Gimignano des Nordens“ ist und wo es die größeren und schmackhafteren Trüffel gibt, hat Alba und Asti schon vor Urzeiten entzweit und eine Städtefeindschaft begründet, der nicht einmal die von Köln und Düsseldorf oder Dortmund und Gelsenkirchen vergleichbar ist. Oft hatte dabei das größere Asti die Nase vorn. Die Bewohner von Alba rächen sich hierfür seit über 600 Jahren auf besonders subtile Weise. Sie geben den berühmten Palio von Asti, ein halsbrecherisches Pferderennen in historischen Kostümen, der Lächerlichkeit preis, indem sie alljährlich ihren eigenen Palio abhalten, aber auf Eseln und mit höhnischen Nachäffungen der Bewohner in Asti. Wenn Sie sich in Alba geringschätzig über Asti äußern, kann es gut sein, dass Sie von Einheimischen zu einem Gläschen Barolo eingeladen werden. In Asti sollten Sie es dann genau umgekehrt machen. Sie sollten also auch nach dem soundsovielten Barolo immer noch den Überblick behalten, wo Sie gerade sind!